Sicherheit und Geborgenheit

Warum zu viel Sicherheit die Partnerschaft gefährdet

Sicherheit und GeborgenheitDer Wunsch nach Sicherheit ist ein tief verwurzelter und elementarer Bestandteil in unserem Leben. Mühevoll streben wir nach Beständigkeit in Beruf und Partnerschaft, da wir die beruhigende Gewissheit, dass alles in geregelten Bahnen verläuft, für unser Wohlbefinden brauchen. Dennoch langweilt uns irgendwann jegliches Übermaß an Geborgenheit und Sicherheit. Wir brauchen dann einfach wieder das Gefühl, dass unser Leben noch nicht völlig eingeschlafen und zu Ende geplant ist. So gieren wir zeitweise nach aufregenden Abenteuern und neuen Herausforderungen, die uns ein abgesichertes und geordnetes Leben, sei es finanziell oder in Bezug auf die Partnerschaft, so niemals bieten kann.

Nehmen wir mal an, Sie lernen gerade Ihre Traumfrau oder Ihren Traummann kennen. Noch wissen Sie so gut wie nichts über Ihren Schwarm, haben sich aber bereits Hals über Kopf verliebt. Anfangs sehnen Sie sich womöglich nach nichts anderem, als der beruhigenden Gewissheit, dass Ihr Flirtpartner Ihre Gefühle teilt und ebenso eine beständige Partnerschaft anstrebt. Im Zuge der weiteren Entwicklung empfinden Sie es als äußerst angenehm, wenn Sie mehr und mehr das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit erlangen. Ihre Partnerschaft entwickelt sich stabil und Ängste, dem Partner nicht zu gefallen etc. verfliegen mit der Zeit wie von allein. Doch das ist leider nicht alles. Denn mit zunehmender Gewohnheit und einziehendem Alltag verflüchtigt sich auch das anfängliche Kribbeln. Ihnen stellt sich auch nicht mehr so häufig die Frage, was als Nächstes passiert und ob alles nur ein Traum sein könnte. Im Gegenteil, die Spannung lässt nach und irgendwie haben Sie das Gefühl, dass allmählich die Luft raus ist. Schlussendlich schläft die Beziehung ein und wird langweilig.

Die Gefühle der Frustration, aufgrund langweiliger Partner, verfliegen meist erst dann, wenn wir erneute Abenteuer wittern. Diese Erfahrungen bieten sich beispielsweise, sobald wir neue Partnerschaften eingehen. Die äußerst aufregende und durchaus spannende Zeit der anfänglichen Verliebtheitsphase wird von den meisten Menschen als derart angenehm und berauschend empfunden, dass einige regelrecht süchtig nach diesem Gefühl werden. So ist es bei vielen Paaren oft nur eine Frage der Zeit, bis die Beziehung aufgrund mangelnder Gefühle in die Brüche geht. Solche Menschen irren von einem Partner zum Nächsten, da sie ein Zuviel an Sicherheit in der Partnerschaft schlichtweg zu Tode langweilt. So sind sie im Prinzip ständig auf der Suche nach den angenehmen und reizvollen Erfahrungen, die das Verlieben mit sich bringt. Eine zu gefestigte Partnerschaft ohne Schmetterlinge im Bauch und ohne einen Hauch von Gefahr wird hingegen strikt gemieden.

Wir Menschen haben die äußerst schlechte Angewohnheit, dass wir viele Dinge nicht lang genug zu schätzen wissen. Seien es finanzielle Güter oder günstige Lebensumstände. Wir sind im Grunde ziemlich undankbar, wenn es um Dinge und Werte geht, die uns ständig umgeben und um deren Existenz wir uns keine Sorgen mehr machen müssen. Erst wenn wir deren Verlust erfahren, startet unser Gehirn einen Denkprozess, der mit der vorherigen Situation Vergleiche anstellt und uns somit aufzeigt, was wir eigentlich verloren haben. Auch in Beziehungen gilt es, gewisse glückliche Umstände ab und an ins Gedächtnis zu rufen. Denn wenn Sie eine dauerhafte Partnerschaft anstreben, dann sollte sich Ihr Partner niemals in hundertprozentiger Sicherheit wiegen.

Mit diesem Wissen im Hinterkopf kann man die Beziehung zu seinem Partner natürlich viel bewusster steuern. Wenn Sie es beispielsweise niemals schaffen, Zweifel zu wecken oder Eifersucht zu erzeugen, dann vergiftet dieser trügerische Seelenfrieden über kurz oder lang Ihre Liebe. Eine dynamische Liebesbeziehung braucht einfach hin und wieder das Gefühl der Unsicherheit und Angst. Auch Unzufriedenheit gehört dazu. Stimmt etwas nicht in unserem Leben, dann bemühen wir uns um einen entsprechenden Ausgleich und versuchen das Übel zu beseitigen. Dieser Aufwand erfordert eine Menge Energie und zeigt uns in diesem Zusammenhang, dass wir (und die Beziehung) noch leben. Zwar dürfen diese Befürchtungen nicht überhand nehmen und das tägliche Bild bestimmen, da dies im Umkehrschluss ebenso zerstörerisch wirken würde, aber gelegentlich sollte Ihr Partner bewusst um Ihre Gunst kämpfen müssen. Nichts ist schlimmer als eine eingeschlafene Beziehung, deren Feuer längst erloschen ist und in der sich beide Seiten nichts mehr zu sagen haben. Davon gibt es leider genug. Spätestens nach ein paar Jahren entstehen in den meisten Partnerschaften die ersten schwerwiegenden Beziehungsprobleme, deren hauptsächliche Auslöser auf übermäßige Vertrautheit zurückzuführen sind. Wie immer ist das richtige Maß entscheidend für den Erfolg. Eine Beziehung kann weder ohne die beruhigende Gewissheit, noch mit konstanter Sicherheit lange Zeit bestehen.

 

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