Wir alle übertreiben gern, wenn wir anderen von unseren Erlebnissen oder Erfolgen berichten. Irgendwie macht das doch jeder und wer sich dem nicht anschließt, steht mitunter schnell als Verlierer da. So dichten wir, als gesellschaftlich integrierte Menschen, gern ein paar spannende Dinge dem tatsächlich Erlebten hinzu. Zum einen möchten wir damit den Erwartungen gerecht werden und zum anderen lieben wir es, andere Menschen eifersüchtig und neidisch zu machen.

Sprechen Männer beispielsweise über Frauen, dann wird die Zahl der Eroberungen gern ein wenig nach oben korrigiert. Wie oft hört man von 19-jährigen männlichen Talkshowgästen völlig unrealistische Märchengeschichten, wenn es um den individuellen Erfolg beim weiblichen Geschlecht geht. Selbstbewusst behauptet solch ein Kandidat nun, dass er mittlerweile mit mehr als 1.000 Frauen geschlafen hat. Man muss kein Mathegenie sein, um den dreisten Schwindel mit Leichtigkeit zu erkennen. Nehmen wir mal an, der vermeintliche Frauenheld betreibt diesen “Sport” bereits seit 5 Jahren (also seitdem er 14 ist), dann sollte er laut Adam Ries pro Jahr immerhin 200 Frauen flachlegen. Wie nun jeder weiß, hat das reguläre Jahr genau 365 Tage, in denen der fortpflanzungsstarke Talkshowkandidat kaum etwas anderes tun könnte. Sollte es tatsächlich irgendjemanden da draußen geben, der es über Jahre hinweg schafft, jeden zweiten Tag eine neue Frau kennenzulernen und diese zu auch noch entsprechend zu verführen, dann soll er sich bei mir melden und erhält einen lebenslangen Ehrenplatz in diesem Blog.

Die verrückteste Geschichte, die ich je in diesem Zusammenhang gehört habe, stammt von einem ziemlich bekannten Schlagersänger. Dieser soll im Laufe seines Lebens angeblich mit sage und schreibe 10.000 Frauen geschlafen haben. Völlig realistisch natürlich, wenn man bedenkt, dass er dann über 27 Jahre lang, tagtäglich eine andere hätte abschleppen müssen. Solche armseligen Selbstaufwertungsversuche sind bedenklich, aber noch bedenklicher finde ich Menschen, die diesen Unsinn auch noch glauben.

Vertrauen Sie daher besser keinem Mann, wenn es um die Anzahl seiner Eroberungen geht. Auch wenn die meisten keine rekordverdächtigen Phantasiezahlen verbreiten, ein paar Punkte sollten Sie vom angeblichen Erfolg besser abziehen. Wir Menschen (allen voran Männer) übertreiben gerne ein bisschen und daran wird sich so schnell auch nichts ändern. Die Frauen sollten lediglich die Ursachen und Zusammenhänge verstehen, dann können sie derartige Übertreibungen auch besser aufnehmen und entsprechend einordnen.