Sich aufreizend oder allgemein optisch ansprechend zu kleiden und damit in der Öffentlichkeit aufzutreten, ist eine Eigenschaft, die hauptsächlich den Frauen zugesprochen wird. Aber auch Männer sind auf dem Vormarsch. Mit einer, zum Teil aus der Norm fallendenden Eitelkeit legen sie nicht nur Wert auf ein gepflegtes Äußeres, sondern versuchen, genau wie die meisten Frauen, über ihr Erscheinungsbild das andere Geschlecht von sich zu überzeugen.

Wer sich ab und zu die ein oder andere Talkshow ansieht, kennt sicherlich die Sprüche besonders extrovertierter Gäste, die meinen, dass sie dies alles, nachdem sie vom Publikum wegen ihres plakativen Äußeren angegriffen wurden, allein für sich selbst machen. Häufig streiten sie den Vorwurf, dass ihr auffallendes Äußeres lediglich dazu dient, die Blicke der anderen auf sich zu lenken, rigoros ab. Natürlich muss man sich dazu nicht unbedingt eine Talkshow ansehen, denn auch im Freundes- und Bekanntenkreis finden sich meist genügend Exemplare, die äußerst selbstsicher behaupten, alles einzig und allein nur für sich selbst zu machen. Teilweise, und dies betrifft vorwiegend das weibliche Geschlecht, beschweren sich diese Kandidaten sogar noch, dass sie zuviel eindeutige Angebote aufgrund ihres Erscheinungsbildes erhalten. Sie wollen ja gar nicht „angemacht“ werden, sondern einfach nur für sich selbst gut aussehen. Schwer zu glauben bei manch einladenden Aussichten, die einige in aller Öffentlichkeit zur Schau stellen.

Die hartnäckige Behauptung, alles nur für sich selbst zu machen, ist in Wahrheit gar nicht so falsch. Im Endeffekt dient so gut wie fast jedes Handeln den eigenen Wünschen und Zielen. Wer sich herausputzt, der tut dies, weil er sich damit besser fühlt. Häufig ist dies sogar das einzige Argument, wenn man versucht der Sache auf den Grund zu gehen. Doch warum fühlt man sich denn mit einem ansprechenden oder gar aufreizenden Äußeren besser?

Nun, wer allein zuhause sitzt oder im Bett liegt, achtet mit Sicherheit weniger auf die modische Erscheinung, als derjenige, der sich auf die Straße begibt oder gerade zur Arbeit geht. Der Grund ist einfach: Sobald man sich in der Öffentlichkeit bewegt, und das beginnt schon beim Rausschaffen des Mülls, kann man von anderen gesehen und begutachtet werden. In den eigenen vier Wänden trifft dies nur bedingt zu. Je eitler jemand ist, umso mehr kreisen seine Gedanken um das eigene Erscheinungsbild und die eingebildeten oder tatsächlichen Blicke der anderen. Meist lässt das übertriebene Styling einiger Menschen eine gewisse Unsicherheit erkennen, die man in der Regel auf eine geringes oder schwaches Selbstbewusstsein zurückführen kann. Und wer von anderen stärker beachtet wird, zum Beispiel aufgrund der Erscheinung, der fühlt sich einfach besser. Letztendlich bekommt er die Bestätigung, die er, psychologisch betrachtet, so dringend braucht. So sind wir wieder beim Kern der Überschrift. Man kleidet und stylt sich schlussendlich doch für andere, die einen anschließend beachten, bewundern oder interessant finden sollen.

Sicherlich ist nicht jeder, der sich aufreizend kleidet, auch darauf aus, möglichst schnell einen oder gar mehrere Partner zu finden. Für gewöhnlich kleidet und präsentiert man sich auch in einer Partnerschaft weiterhin stilgerecht. Auch wenn in der Beziehung alles nach Plan läuft. Häufig braucht das vernachlässigte Selbstbewusstsein einfach ein paar Streicheleinheiten in Form von Komplimenten, sei es durch aussagekräftige Blicke oder eindeutige Worte anderer. Die meisten Menschen bekommen im Alltag einfach nicht genügend Aufmerksamkeit und suchen dann mit diversen Strategien nach mehr Beachtung. Der eine kleidet sich entsprechend auffallend, während sich der andere mit gewissen Statussymbolen in Form von Autos oder Geld von der Masse abheben will. Alle diese Aktivitäten haben eins gemeinsam. Sie sollen dafür sorgen, dass die Beachtung in der Öffentlichkeit gesteigert wird und das Selbstbewusstsein entsprechend proportional mitwächst.