Die erste große Liebe

Welchen Stellenwert nimmt die erste große Liebe ein?

Die erste große LiebeSie ist häufig der erste intensivere Kontakt zum anderen Geschlecht und zweifelsohne ein ganz besonderer Lebensabschnitt, an den man sich noch viele Jahre gern erinnert. Nicht selten prägt sie aufgrund ihrer Einzigartigkeit und Intensität nachhaltig das künftige Liebes- und Beziehungsleben vieler junger Menschen. Die Rede ist von der ersten großen Liebe, einer äußerst spannenden Phase, die zahlreiche, teils sehr einschneidende Veränderungen mit sich bringen kann. Viele verbinden mit dieser Zeit eine Epoche höchsten Glücks, in der die Welt noch stabil und heil zu sein scheint und in der Loyalität und Beständigkeit die Grundmauern einer Beziehung bilden. Dass die Realität meist etwas anders aussieht und sich nicht derart vereinfachen lässt, wie es der von den ersten stärkeren Liebesgefühlen umnebelte Geist eines jungen und unerfahrenen Menschen gern hätte, müssen die meisten im Laufe ihres Lebens mehr oder weniger schmerzlich erfahren.

Wer sich zum ersten Mal in einen anderen Menschen verliebt, ist für gewöhnlich Hals über Kopf verschossen und geradezu überwältigt von seinen eigenen Gefühlen. Alles was wir zum ersten Mal erleben und bis dahin noch nicht alltäglich geworden ist, ist in der Lage, uns zeitweise oder dauerhaft zu verändern. So vernachlässigen viele Menschen für die erste große Liebe ihren gesamten Freundes- und Bekanntenkreis. Einige sind kaum wiederzuerkennen, sobald sie von ihren Gefühlen ergriffen worden sind und alle Gedanken nur noch um die Zweisamkeit kreisen. Alle Interessen werden konsequent und ohne Widerstand dem Partner und der Liebesbeziehung untergeordnet. Allerdings lauern an dieser Stelle bereits die ersten ernstzunehmenden Gefahren, die nur darauf warten, der neuen Partnerschaft einen Strich durch die Rechnung zu machen.

Zweifelsohne ist es wichtig, besonderes Augenmerk auf den Partner und die Beziehung zu legen. Schließlich vermittelt dies dem anderen ausreichend Interesse und stärkt die gegenseitige Bindung. Jedoch können übertriebene Aufopferung und ein Zuviel an Nähe nicht nur der ersten großen Liebe schaden, sondern auch der eigenen Persönlichkeit. Starke Gefühle versperren, und das ist je nach Empfindsamkeit unterschiedlich stark ausgeprägt, jeder rationalen Sichtweise den Weg. Daher ist es frisch verliebten Paaren nahezu unmöglich, objektiv über den Tellerrand zu schauen. Ständig kreisen die Gedanken um die Partnerschaft und die erste große Liebe. Diese sind so allgegenwärtig, dass es kein leichtes ist, sich ihrem gewaltigen Einfluss zu entziehen. Zudem fehlt häufig einfach der Weitblick und natürlich die Erfahrung, als dass sich aus der ersten großen Liebe im Laufe eine wunderbare und längeranhaltende Liebesbeziehung mit allem Drum und Dran entwickeln kann. Dabei ist doch genau dies der sehnlichste Wunsch aller, die zum ersten Mal richtig verliebt sind. Selbst denjenigen, die sich der Tatsache bewusst sind, dass eine Partnerschaft zur vollen Entfaltung ihre Freiräume braucht, fällt es sichtlich schwer, wenn auch nur für kurze Zeit, loszulassen. Der Drang, den eigenen Partner ständig sehen zu müssen, ist mächtiger als jegliche Vernunft und auch nur bedingt vom Alter abhängig. Viele werden ihr ganzes Leben von diesem Drang beherrscht, aber das ist ein anderes Thema und würde an dieser Stelle zu weit führen.

Wer seine vermeintlich große Liebe gefunden hat und eine dauerhafte Beziehung anstrebt, muss, wenn er den anderen nicht erdrücken möchte, bemüht sein, eine Art Ausgleich zur ständigen Nähe und Präsenz zu schaffen. Nur die gelegentliche Abwesenheit steigert das Verlangen auf ein Wiedersehen und hält die Liebe über einen längeren Zeitraum frisch. So werden „Abnutzungserscheinungen“ vermieden oder hinausgezögert und das Interesse an der eigenen Person gesteigert. Denn mit der Zeit wird man allem, was man ständig haben kann, überdrüssig und verliert so das Interesse an bestimmten Dingen oder Personen.

Daher gilt gerade für die erste große Liebe: Egal wie schwer es sein mag, jede Beziehung braucht ausreichend Freiräume, um sich richtig entfalten zu können. Zuviel Nähe macht sich eines Tages zwangsläufig Luft. Entweder indem handfeste Streitigkeiten die Partnerschaft heimsuchen oder der Partner automatisch auf Distanz geht. Kurzum: Sorgen Sie dafür, dass Sie vermisst werden und achten Sie im Gegenzug auch darauf, dass Sie den anderen ebenso vermissen. Auf diese Weise bleibt das Gleichgewicht stabil und niemand fühlt sich eingeengt und gefangen.

In diesem Zusammenhang gibt es eine weitere unterschätze Gefahr, die überdurchschnittlich häufig der ersten großen Liebe zum Verhängnis werden kann. Es ist die mangelnde Erfahrung mit dem anderen Geschlecht und der daraus resultierenden Anzahl von Partnern. Es soll nicht der Eindruck entstehen, dass man erst eine gewisse Summe an Männern oder Frauen braucht, um reif für eine dauerhafte Beziehung zu sein. Dennoch zieht gerade das Unbekannte und Neue viele Menschen geradezu magisch an. Hat man sich zunächst einige Zeit zu sehr an den anderen gewöhnt, keimen die ersten zweifelnden Gedanken auf. Einige glauben, dass es vielleicht noch besser geeignete Partner geben könnte und lassen den Traum der ersten großen Liebe wie eine Seifenblase zerplatzen, indem sie fremdgehen oder von heute auf morgen die Beziehung beenden. Gerade beim ersten festen Partner ist die Wahrscheinlichkeit, dass man sich ausleben möchte und nach weitere Erfahrungswerten mit dem anderen Geschlecht verlangt, enorm.

Scheitert die erste große Liebe, dann kann dies das weitere Leben entscheidend beeinflussen. Nicht selten müssen sich zukünftige Partner den andauernden und nervenaufreibenden Vergleich mit dem Ex-Partner gefallen lassen. Neue Liebschaften haben es daher von vornherein sichtlich schwerer, den anderen von sich zu überzeugen und ein wahrhaft inniges Verhältnis aufzubauen. Die Ursachen dieser Partnervergleiche sind zum einen die Klammerung an die Vergangenheit und zum anderen eine nicht bewältigte Trennung vom einstigen Traumpartner. Viele glauben sogar, dass sie einen anderen Menschen niemals wieder so lieben können, wie ihre große Liebe aus vergangenen Tagen. Es muss sicherlich nicht erwähnt werden, dass derartige Zweckbeziehungen auf Dauer zum Scheitern verurteilt sind und beide Seiten unglücklich machen.

Wir Menschen schwelgen gern in Erinnerungen und neigen dazu, vergangene Zeiten glorreicher zu sehen, als sie tatsächlich waren. Es hat sich allerdings noch nie als Fehler erwiesen, nach vorn zu blicken und alte Zeiten einfach ruhen zu lassen. Wer einen neuen Menschen kennen lernt, muss sich mental freimachen und von der Vergangenheit lösen. Es bringt nichts, der großen Liebe nachzutrauen, wenn man bereits einen neuen Partner an seiner Seite hat. Denn die Vergleiche mit der großen Liebe legen der neuen Partnerschaft zu viele unnötige Steine in den Weg und machen eines keinesfalls - glücklich.

 

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